Im November 2023 endete vor dem Landgericht Leipzig ein medienwirksamer Prozess mit einer Einstellung gegen Geldauflage, nachdem der angeklagte Sänger Gil Ofarim ein Geständnis abgegeben hatte. Er räumte ein, im Oktober 2021 einen Hotelmanager des Leipziger Westin-Hotels verleumdet und falsch verdächtigt zu haben. Er hatte in einem zigtausendfach aufgerufenen Video behauptet, dass ihm der Hotelmanager mit Hinweis auf einen vermeintlich sichtbar getragenen Davidstern das Einchecken verweigert habe.

Das Verfahren gegen den Hotelmanager war zwischenzeitlich eingestellt worden, nachdem sich keine Beweise für die Darstellung des Herrn Ofarim fanden. Im Gegenteil. Ein zwischenzeitlich eingeholtes Gutachten über die Auswertung der Überwachungskameras des Hotels hatte ergeben, dass sich der Vorfall nicht so zugetragen haben konnte, wie von Herrn Ofarim behauptet. Der Hotelmanager erstattete seinerseits Anzeige, die zu der Anklage und der Verhandlung vor dem Landgericht Leipzig und letztlich zu der Verfahrenseinstellung nach dem Geständnis des Angeklagten führte.

Welch gravierende Auswirkungen solche falschen Behauptungen, gepostet in den sozialen Medien, haben können, zeigte sich augenscheinlich in diesem Fall. Was genau das für das Hotel bedeutete, wurde im Rahmen der Mandatierung des Herrn Rechtsanwalt Andrej Klein durch die Hotelgesellschaft deutlich. Nachdem das Video viral gegangen war, musste der Hotelmanager in Sicherheit und an einen unbekannten Ort gebracht werden. Hinweise auf seine Wohnung wurden entfernt (Briefkasten, Klingel, Klarname). Über das Hotel brach ein Sturm der Entrüstung los. Antisemitismusvorwürfe wurden laut. Solidaritätsbekundungen zugunsten des Herrn Ofarim schlugen in einen medialen Shitstorm und Zusammenrottungen mit Gewaltaufrufen vor dem Hotel um. Zum Schutz des Hotels wurde eine Security-Firmen beauftragt, um Mitarbeiter und Hoteleigentum zu schützen. Tausende vom Presseanfragen gingen beim Hotel ein. Die Managementgesellschaft verlangte ebenso Aufklärung wie die Eigentümer-Gesellschafter des Westin-Hotels. Sämtliche Direktoren aller 6.800 Hotels der Marriott-Gruppe wurden informiert. Hasskommentare fluteten das Hotel. Anreisende Gäste mussten beruhigt werden. Erste Großveranstaltungen wurden von den Kunden storniert. Die Jüdische Gemeinde rief zu Protesten auf. Namhafte amerikanische Geldgeber setzten Ultimaten für Entschuldigungsschreiben an Herrn Ofarim, anderenfalls man eigenes Kapital abziehen würde.

Und so bleibt durchaus die Frage, ob mit der vom Angeklagten Ofarim zu zahlenden Geldbuße, seiner Entschuldigung beim Hotelmanager und dem vereinbarten Schmerzensgeld den hohen finanziellen Einbußen und dem Imageschaden des Hotels ausreichend Rechnung getragen worden ist. Immerhin ist es durch das Geständnis des Herrn Ofarim öffentlich rehabilitiert. Kleiner Anlass, große Wirkung.


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